Natur und Technik - Landwirtschaft und Nahrung
Das Themenheft „Natur und Technik – Landwirtschaft und Nahrung“ ist 2019 erstmalig im Cornelsen-Verlag erschienen. Es ist sowohl kartoniert als auch als E-Book erhältlich und eignet sich für den Einsatz in allen Schulformen der Sekundarstufe I. Vor allem die Fächer Biologie, Erdkunde und Gesellschaftswissenschaften lassen sich mit den Inhalten und Themen des Lehrwerkes bedienen. Zudem eignet es sich für fachübergreifenden und Projektunterricht. Das Thema Landwirtschaft ist im gesamten Heft präsent und bestimmt den Inhalt maßgeblich.
Lernziele und Kompetenzen
Mit der Bearbeitung des Lehrwerkes haben die Schülerinnen und Schüler[1]die Möglichkeit, eine Vielzahl von Kompetenzen zu erwerben, die sich in allen Lehrplänen wiederfinden. Curriculaanalysen haben gezeigt, dass landwirtschaftliche Themen darin so präsent sind, wie kein anderes (Wirtschafts-)Thema (vgl. HERTEMA et al. 2019). Besonders in der Klassenstufe 5/6 haben diese Lerninhalte ihren Platz, wenn es um die verschiedenen Formen von Landwirtschaft, die Nutztierarten und deren Haltung sowie den Ackerbau und die standortangepasste Nutzung von Flächen geht. Im Heft wird die Tierhaltung in der Landwirtschaft auf einer Doppelseite thematisiert. Dabei wird ein Einblick in die Rinder-, Schweine- und Geflügelhaltung gegeben und der Nutzungswandel am Beispiel des Pferdes beschrieben. Auch die unterschiedlichen Spezialisierungen der Landwirtschaft werden auf der Grundlage von Standortbedingungen wie dem anstehenden Boden angesprochen.
Aspekte einer gesunden Ernährung, der Nachhaltigkeit und der Berufsorientierung erlangen in den Lehrplänen eine immer größere Bedeutung. Diese werden vom Lehrwerk ebenfalls aufgegriffen. So werden auf zwei Doppelseiten die Verarbeitung von Lebensmitteln mit besonderem Fokus auf Getreide- und Milchprodukte sowie deren Haltbarmachung thematisiert. Im Weiteren haben auch die Zukunftsperspektiven der Landwirtschaft ihren Platz im Heft und es werden unterschiedliche Berufsbilder in der Landwirtschaft vorgestellt.
Aufbau und Analyse der Seiten
Das Lehrwerk umfasst insgesamt etwa 50 Seiten. Es liegt in kartoniertem Einband vor und beginnt mit dem Inhaltsverzeichnis. Dort werden zunächst die 16 inhaltlich gefüllten Doppelseiten sowie die Seiten, auf denen Zusammenfassungen, Testaufgaben und weiterführende Hinweise gegeben werden, aufgelistet. Es folgen die Themendoppelseiten, auf denen Texte, Bilder, Grafiken und Aufgaben miteinander kombiniert sind. Wichtige Fachbegriffe werden fett hervorgehoben und am Ende eine kurze Zusammenfassung in ein bis zwei Sätzen gegeben. Hinzu kommen die Material- und Methodenseiten, die farblich unterschiedlich gekennzeichnet sind. Darin werden Karten, Diagramme und Tabellen angeboten sowie Aufgaben gestellt, die zur Auswertung des Materials anregen. Auf den anderen Sonderseiten werden die Schüler zur Bildung einer eigenen Meinung angeleitet oder es erfolgen Exkurse zu weiterführenden Thematiken.
Die letzten Seiten bieten erneut Zusammenfassungen zu den Themendoppelseiten an und bringen die gelernten Fachbegriffe in einen fachlichen Zusammenhang. Außerdem finden sich Testseiten, auf denen die Lernenden ihr erworbenes Wissen individuell überprüfen können. Im Anhang werden dann die Lösungen zu den Testaufgaben bereitgestellt. Neben dem Stichwort- und Bilderverzeichnis ist am Ende des Lehrwerkes eine kleine Übersicht mit den wichtigsten Operatoren angeordnet, die die Schüler bei der Bewältigung der Aufgaben heranziehen können.
Inhaltlich beginnt das Lehrwerk damit, die Vielfältigkeit der Landwirtschaft darzustellen, bevor spezifisch auf die Tierhaltung und den Ackerbau eingegangen wird. Daran anschließend erfolgt die Darstellung von verschiedenen Nutzpflanzen sowie ihrer Ernte. Zudem wird auf den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und die Gentechnik eingegangen. Im Weiteren setzt sich das Heft mit der Verarbeitung und Konservierung von Lebensmitteln auseinander und rückt ihre internationale Herkunft in den Fokus. Darauf aufbauend werden konsumrelevante Entscheidungen thematisiert. Abschließend werden die Zukunft der Landwirtschaft sowie Ausbildungsmöglichkeiten und Berufe in der Branche betrachtet.
Reflexion
Insgesamt besticht das Lehrwerk durch seinen stringenten Aufbau, seine altersadäquaten und motivierenden Darstellungen sowie durch die ansprechende didaktisch-methodische Konzeption. Die Seiten sind übersichtlich und einheitlich gestaltet, besitzen jedoch teilweise ein unausgeglichenes Verhältnis zwischen Texten und Bildern. Die Texte sind altersgerecht und von mittlerem Schwierigkeitsgrad. Sie werden in Abschnitte gegliedert und verfügen über Zeilennummern, sodass auch weniger geübte Leser sich damit zurechtfinden können. Fachbegriffe werden erläutert und durch die Einbindung von Grafiken visuell begleitet, um die Vorstellungskraft der Lernenden anzuregen. Die Methodenseiten, die pink unterlegt sind, legen großen Wert darauf, die Handlungsabfolgen transparent und nachvollziehbar darzustellen. Dies wird besonders deutlich auf der Doppelseite zur Meinungsbildung über die Tierhaltung in der Landwirtschaft am Beispiel des Schweins. Die Bilder, schematischen Darstellungen und statistischen Elemente sind zielführend, motivierend und unterstützen den Wissenserwerb. Die Aufgaben sind operationalisiert und mit verschiedenen Symbolen gekennzeichnet, die die Zugehörigkeit zu den Anforderungsbereichen und somit den Schwierigkeitsgrad für die Schüler abbilden. Auf den Materialseiten, die in blau unterlegt sind, finden sich vor allem handlungsorientierte Aufgaben, die zur Durchführung von Experimenten oder kleinen Projekten anregen.
Auf der Doppelseite zur Vielfältigkeit der Landwirtschaft werden zunächst drei Bilder hereingegeben, die erste Eindrücke aus der Produktion liefern sollen. Im ersten Textabschnitt wird ein Überblick über die verschiedenen Produktionsformen sowie über die einzelnen Bereiche des Agrarsektors gegeben. Hierbei wird mit Fragen gearbeitet, die die Schüler beim Kompetenzerwerb leiten sollen. Die folgenden Abschnitte thematisieren die Landwirtschaft in Deutschland, die Produktivität und den Strukturwandel. Abschließend wird auf die Unterschiede von konventioneller und ökologischer Landwirtschaft eingegangen und eine kurze Zusammenfassung der Doppelseite gegeben. Die Darstellungen sind objektiv und ermöglichen eine wertfreie Vermittlung der Lerninhalte. Die Aufgaben regen zu einer vertieften Auseinandersetzung an. Dennoch ist vor allem die zweite Aufgabe, in der die konventionelle und ökologische Landwirtschaft miteinander verglichen werden sollen, mit den Informationen der Medien, die auf der Doppelseite angeboten werden, nicht umfassend lösbar. Hier ist eine weitergehende (Internet-)Recherche erforderlich. Die Lernenden benötigen bei diesen schwierigen und gesellschaftlich kontrovers diskutierten Themen eine Steuerung, die an dieser Stelle vom Lehrwerk nicht gegeben wird. Es obliegt daher der Lehrkraft dies unter Einhaltung des Überbewältigungsverbotes und Kontroversitätsgebotes vorzunehmen.
Die Methodenseite „Sich eine Meinung bilden“ zielt darauf ab, die Lernenden bei der Bildung eines eigenen Urteils zu unterstützen. Es wird eine sechsschrittige Methode vorgestellt, bei der die Schüler zunächst eine Frage überlegen, dann Informationen dazu sammeln und darauf aufbauend Argumente formulieren sollen. Eine Übersicht von Werten, die bei Formulierung der Argumente helfen sollen, findet sich ebenfalls. Es wird betont, dass jeder Mensch eigene Werte hat und diese für seine Meinungsbildung eine wichtige Rolle spielen. Die Schüler sollen sich abschließend selbst eine Meinung bilden und reflektieren, welche Folgen das Urteil für ihre Familie, Freunde und die Gesellschaft haben könnte. Als Materialien werden zwei Bilder von Schweinen in Freilandhaltung und Schweinen in Mastbetrieben sowie ein kleiner Text hineingegeben. Wünschenswert wäre es, zu dem Ausschnitt eine Quelle zu benennen. Die Aufgaben der Doppelseite orientieren sich eng an dem zuvor dargestellten Vorgehen bei der Meinungsbildung. Dies ermöglicht eine fundierte und reflektierte Bildung eines eigenen Urteils und ist daher aus unserer Sicht sehr löblich.
Final betrachtet bietet das Lehrwerk interessante und vielseitige Zugänge zur Thematik. Besonders die verschiedenen Materialien und Medien sowie die strukturierten und anregenden Sonderseiten, die den Schülern Hilfestellung bei der Meinungsbildung und handlungsorientierte Aufgaben anbieten, sind außerordentlich gelungen. Darüber hinaus werden neue Zugänge wie die Berufsorientierung gewählt oder Themen wie Wildkräuter, die Verarbeitung von Lebensmitteln sowie die Züchtung von Nutzpflanzen angesprochen. Wünschenswert wäre eine bessere Kennzeichnung der Quellen, eine stärkere Orientierung der Aufgaben an den gegebenen Materialien und das Einbringen von Multiperspektivität über die genutzten Strukturelemente. Eine stärkere Fokussierung des außerschulischen regionalen Lernens bei dem die Lernenden einen landwirtschaftlichen Betrieb, einen Acker oder einen Wochenmarkt besuchen ist zudem empfehlenswert. Dennoch kann das Lehrwerk zum Einsatz in der Schule empfohlen werden.
[1]Im Weiteren wird zur besseren Lesbarkeit das generische Maskulinum verwendet.
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