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EinSichten in die Tierhaltung

EinSichten in die Tierhaltung

Hudes Hof - Familienpower und Strohschweine

Familienpower und Strohschweine

V. l. n. r. zeigt das Bild Rieke, Maren und Helga Ehlers, Peter Vogel und Jörn Ehlers.

Fotograf: Timo Jaworr

Nur weil die Schweine jetzt auf Stroh stehen, ist das Problem des Schwanzbeißens nicht erledigt. Wir müssen bei den täglichen  Tierkontrollen alles im Blick haben.“

Peter Vogel

In Holtum-Geest, im Landkreis Verden in Niedersachsen, befindet sich der Schweinemast- und Ackerbaubetrieb der Familie Ehlers. Der Ort Holtum-Geest wurde erstmals 935 n. Chr. namentlich erwähnt. Auf dem Hof, der seit 1611 im Besitz der Familie ist, wurden früher Milchkühe gehalten, bis er in einen Schweinebetrieb umgebaut wur­de. Heute mästet Familie Ehlers rund 2.000 Schweine in zwei Systemen.

Zu Hudes Hof – wie der Hof offiziell heißt – gehören Maren und Jörn Ehlers, ihre beiden Kinder Rieke und Christian sowie Oma Helga. Jörn Eh­lers arbeitet auf dem Hof, ist aber durch seine Arbeit als Vizepräsident beim Landvolk Niedersachsen und als Vorsitzender des Kreisverbands Rotenburg-Verden ehrenamtlich viel beschäftigt. Auf dem Hof ist er für die täglichen Tierkontrollen und die Un­ternehmensführung zuständig und übernimmt Arbeiten auf dem Acker. Maren Ehlers ist in Vollzeit auf dem Hof tätig und ist für die Buchführung, die Büroarbeiten sowie den Hofladen verantwortlich. Rieke Ehlers studiert zurzeit an der Christian-Albrecht-Uni­versität zu Kiel Agrarwissenschaften und kümmert sich um die Direktver­marktung und die Social-Media-Auf­tritte. Auch sie hilft bei Arbeitsspit­zen zur Erntezeit oder beim Verladen der Schweine. Ihr Freund Peter Vogel ist gelernter Landwirt und ebenfalls in Vollzeit auf dem Hof tätig. Er über­nimmt die Ackerbauplanung und die Feldarbeiten und hilft im Schwei­nestall. Jörns Mutter Helga Ehlers unterstützt bei Arbeiten rund um den Hof und Christian lebt in Berlin, wo er eine Ausbildung zur Pflege­kraft macht. Ein weiterer Mitarbeiter in Vollzeit ist sowohl im Stall, im Ackerbau als auch in der Werkstatt tä­tig. Auch er wohnt mit seiner Freun­din auf dem Hof.

Familie Ehlers verfügt in ihren Ställen über insgesamt 2.000 Mastplätze, die auf sechs Ställe an drei Standorten aufgeteilt sind. Außerdem werden die Schweine in zwei Systemen ge­halten. 1.800 Schweine werden kon­ventionell auf Spaltenboden nach den Richtlinien der „Initiative Tier­wohl“ gehalten. Das andere Konzept der Schweinehaltung ist der sog. Strohstall, in dem rund 200 Schweine eingestallt sind. Hier hat jedes Schwein 1,5 m² Platz. Die Tiere leben auf Stroh, haben aber auch Betonflä­chen zur Verfügung, auf denen sie sich bei Bedarf abkühlen können. Zu­sätzlich haben sie große Strohballen, Holzscheite und anderes Spielzeug zur Beschäftigung zur Verfügung. Die Ferkel dieses Systems werden in Nie­dersachsen oder in Nordrhein-West­falen geboren und bei Familie Ehlers antibiotikafrei gemästet. Sollte ein Tier dennoch erkranken, wird es selbstverständlich behandelt. Es er­hält dann einen anderen Schlacht­stempel. Die Strohstall-Schweine wer­den unter der Marke „Herzenssache“ vermarktet – eine Kooperation des Schlachthofs Brand und der Wurstfir­ma Reinert. Einige Schweine vermark­tet die Familie auch direkt. Dazu werden mehrmals im Jahr einige Strohschweine zu einer kleinen Schlachterei in der Nähe gebracht. Die Tiere werden dort geschlachtet, zer­legt und zu Fleisch und Wurst verar­beitet. Unter der Marke „Holtumer Strohschwein“ können die Kund*in­nen Fleisch und Wurstwaren direkt im Hofladen der Familie Ehlers kaufen.

Fakten zum Betrieb

27308 Holtum Geest, Niedersachsen

  • 2.000 Mastplätze
  • 250 ha landwirtschaftliche Nutzfläche
  • Initiative Tierwohl-zertifiziert
  • Direktvermarktung über Hofladen
  • 15 ha Blühfläche

www.hudeshof.de

« In Bezug auf den Klimawandel müssen wir selbst kreativ werden und für unseren Standort Lösungswege finden, wie wir beispielsweise möglichst wassersparend arbeiten können und die Bodenfruchtbarkeit erhalten. »

Peter Vogel

In dem Strohstall ist auch das EinSichten-Fenster eingebaut, durch welches Interessierte jederzeit die Schweine beobachten können. Informationstafeln und Wegweiser weisen auf das Fenster hin und geben wichtige Informationen zur Tierhal­tung. Direkt am Fenster hat ein Freund der Familie einen Geocach installiert, durch den schon viele Interessierte auf das Fenster aufmerksam wurden. Es kommen hin und wieder auch Besuchergruppen, Schulklassen oder Kindergartengruppen auf den Hof, um sich über die Tierhaltung oder den Ackerbau zu informieren. Auch auf Facebook und Instagram zeigt Rieke das Leben auf dem Hof und die Tierhaltung mit Fotos und Videos aus dem Stall.

Neben den Schweinen bewirtschaf­tet Familie Ehlers 250 ha landwirt­schaftliche Nutzfläche sowie 16 ha Wald. Auf den Flächen bauen sie Ge­treide wie Gerste, Weizen und Roggen sowie Raps, Mais und Ackerbohnen an. Die Ackerplanung übernimmt Peter. Auch wenn sie den Ackerbau konven­tionell betreiben, verfolgen sie den Ansatz der regenerativen Landwirt­schaft. Seit einem Jahr verzichten sie größtenteils auf den Pflug, haben weite Fruchtfolgen etabliert und di­verse Zwischenfruchtmischungen an­gebaut. Das langfristige Ziel ist die Di­rektsaat ohne Verwendung des Pflugs, um Erosionen zu vermeiden und die Bodenfruchtbarkeit zu bewahren. Au­ßerdem ist Familie Ehlers bei der Akti­on bienenfreundlicher Landwirt 2021 dabei und hat auf rund 15 ha Blühflä­chen angelegt. Dazu verwenden sie die „Verdener Imkermischung“, die in einer Kooperation mit Imkern aus Ver­den entwickelt worden ist sowie die zweijährige Blühmischung der Kreis­jägerschaft Verden, die besonders Niederwild längeren Schutz bietet.

Für Jörn und Maren war es immer wichtig, dass sich niemand gezwun­gen fühlt, auf dem Hof zu arbeiten. So hat Rieke erst ein freiwilliges wis­senschaftliches Jahr absolviert und sich dann für ein Studium der Agrar­wissenschaft entschieden. Ihr Bru­der Christian ist nach Berlin gezogen, um dort eine Ausbildung zur Pflege­fachkraft zu machen. Wenn man die Familie fragt, was sie an der Land­wirtschaft schätzt, ist es vor allem die große Abwechslung und dass man im wahrsten Sinne des Wortes die eigenen Erfolge erntet. Manch­mal ist es anstrengend, dass sie sie­ben Tage die Woche an 365 Tagen im Jahr arbeiten müssen, während andere Menschen frei haben. Aber sie ermöglichen es sich gegenseitig, dass jeder mal wegfahren und Ur­laub machen kann.



Fotos © i.m.a e.V.