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Putenhof Meyer - transparent und offen

Transparent und offen

Zum Team gehören Familie Meyer / Günther sowie die drei Mitarbeitenden.

Fotograf: Timo Jaworr

« Am liebsten gehen wir mit kleinen Gruppen in den Stall, damit die Gäste erleben, was für eine Dynamik eine Putenherde haben kann. »

Susanne Günther, studierte Philosophin

Im Waldecker Land in Hessen nahe Kassel liegt auf einer kleinen Anhöhe der Putenmastbetrieb Meyer. Im Kreislaufsystem bewirtschaftet Jörg Meyer den Hof zusammen mit drei Angestellten, während seine Frau Susanne Günther neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin für die Öffentlichkeitsarbeit des Hofes zuständig ist.

Die Familie hält in zwei Ställen 6.000 Putenhähne und in einem neuen, größeren Stall, der 2015 in Betrieb genommen wurde, 8.000 Putenhennen. Sie betreiben klassische Kreislaufwirtschaft, um effizient, regional und nachhaltig zu arbeiten. So verfüttern sie den eigens angebauten Weizen an ihre Puten und mit dem geernteten Stroh streuen sie die Ställe ein. Der Putenmist geht anschließend in die Biogasanlage und mit der Abwärme der Anlage beheizen sie wiederum die Ställe der Tiere. Auch der Strom wird am Hof genutzt, der nicht verbrauchte Strom wird ins Netz eingespeist. Das Gärsubstrat der Biogasanlage wird schließlich als Dünger für die Ackerflächen verwertet. Alle Ställe verfügen über eine Naturlüftung, sodass sich das Klima im Sommer meist nicht sehr stark von dem Außenklima unterscheidet, lediglich im Winter sind die Ställe wärmer. Früher wurden auf dem Hof Meyer auch eine geringe Anzahl an Milchkühen, Sauen und Mastschweinen gehalten. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Familie jedoch auf die Putenhaltung spezialisiert. Die Puten werden nach der Mast über eine Erzeugergemeinschaft vermarktet.

Fakten zum Betrieb

  • 34513 Waldeck, Hessen 
    Größe: 239 ha
  • 14000 Mastputen in drei Ställen
  • 350 kW Biogasanlage 
  • vier Galloways und vier Pferde

www.putenhof-meyer.de

« Jede Herde hat ihren eigenen Charakter und reagiert anders auf Geräusche und fremde Personen »

Jörg Meyer

Jörg baut auf seinen Flächen verschiedenen Kulturen wie beispielsweise Silomais, Gerste, Sonnenblumen und Weizen an. Das Getreide wird als Futter in den eigenen Silos eingelagert und getrocknet und mit einem Futterergänzer, der die benötigten Aminosäuren und Mineralien enthält, an die Puten verfüttert. Die anderen Kulturen werden als Substrat für die Biogasanlage verwendet. Zur Nachhaltigkeit gehört für Jörg auch der Einsatz moderner Technik: Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Kunstdünger wird GPS-gesteuert. Besonders motiviert Susanne und Jörg, dass man das Arbeitsergebnis in der Landwirtschaft jeden Tag sehen und spüren kann, auch wenn die Arbeit anstrengend ist. 20 Jahre lang ist der Betrieb kontinuierlich gewachsen, jetzt wollen die beiden diese Betriebsgröße erst einmal beibehalten. Die drei Kinder der Familie wachsen mit Tieren auf. So kümmert sich der Sohn der Familie liebevoll um die Galloways, während seine zwei Schwestern gerne mit den eigenen Pferden ausreiten. Zu den Puten gehen sie auch gerne, fahren aber noch lieber auf dem Betriebsgelände mit den großen Maschinen umher.  Regelmäßig laden Susanne und Jörg Interessierte ein, sich die Putenhaltung vor Ort anzugucken. Über ihre Webseite, am Tag des offenen Hofes und bei Vorträgen gehen sie intensiv in den Austausch mit Verbraucher*innen. Spazierenden steht der Hof praktisch jederzeit offen: Von einem Extraraum dürfen sie durch ein Fenster in den Stall gucken. In Zusammenarbeit mit dem Kreisbauernverband finden auf diesem und umliegenden Höfen Fortbildungen für Lehrkräfte statt. Jörg und Susanne ist es wichtig, ihre Tierhaltung nachvollziehbar zu gestalten. Denn nur durch Offenheit und Transparenz kann die Akzeptanz gegenüber der Tierhaltung und das Verständnis der Besuchenden hierfür gesteigert werden. Für kritische Fragen sind die beiden jederzeit offen und klären gerne Missverständnisse auf. Für diesen Austausch wünschen sie sich lediglich mehr Sachlichkeit und einen weniger emotionsgeladenen Umgang, um gemeinsam mit Verbraucher*innen zu vernünftigen Lösungen zu gelangen. Außerdem hoffen sie, dass die Landwirtschaft als Arbeitsfeld wieder attraktiver wird und an Akzeptanz gewinnt, damit motivierte, junge und gebildete Fachkräfte bewusst eine berufliche Perspektive in der Landwirtschaft sehen.



Fotos © i.m.a e.V.