Ziegen - Bunte Reihe Heft 12
Das Heft 12 „Ziegen“ der Bunten Reihe ist 2018 erstmalig in der Schriftenreihe Mensch-Tier-Beziehung herausgegeben worden. Es eignet sich für Personen in unterschiedlichen Institutionen und Settings, die sich mit den Tieren, ihrem Leben, den Besonderheiten ihrer Haltung und Zucht sowie den Einsatzmöglichkeiten pädagogisch-didaktischen und therapeutischen Rahmen auseinandersetzen. Es kann daher eine Grundlage für die inhaltlich-thematische Betrachtung im Unterricht sein, aber vor allem für außerschulisches formales und non-formales Lernen sowie in der therapeutischen tiergestützten Arbeit eingesetzt werden. Insbesondere für Kindergartenkinder aber auch für Schülerinnen und Schüler[1]der Grundschule und der unteren Stufen der weiterführenden Schule ist das vorliegende Material geeignet. Denkbar wäre auch eine Umsetzung im Rahmen eines Projektes. Das Thema Landwirtschaft wird auf allen Seiten des Heftes angesprochen.
Lernziele und Kompetenzen
Mit der Bearbeitung der im Heft vorgesehenen Themen erhalten die Lehrenden und Lernenden einen umfassenden Einblick in unterschiedliche Bereiche rund um die Ziege. So werden neben der Haltung der Tiere auch wichtige Arten, Nutzungsformen und Besonderheiten der Beweidung mit Ziegen angesprochen. Dabei handelt es sich um Inhalte des Schulunterrichts in den Fächern Sachunterricht und Geographie. Während sich die einfachen Aspekte der Haltung und Nutzung vordergründig in den curricularen Vorgaben der Grundschule finden lassen, sind die Themen, die sich mit der Kulturlandschaftspflege sowie der besonderen Arten der Ziegen auseinandersetzen, eher in der weiterführenden Schule zu verorten.
Das Heft beinhaltet zudem Informationen zur Körpersprache der Tiere und der Interaktion mit dem Menschen. Diese eignen sich für einen Einsatz in außerschulischen und informellen Settings in Abhängigkeit von der jeweiligen pädagogisch-didaktischen Zielsetzung. Zudem werden Inhalte angesprochen, die Alltagswissen rund um die Tiere in den Vordergrund stellen. So wird das Auftreten der Ziege in biblischen Erzählungen, Volksmärchen sowie Reimen und Volksliedern aufgegriffen. Auch diese Elemente lassen sich unter Berücksichtigung der entsprechenden Vorgaben passend im schulischen sowie außerschulischen Lehr-Lern-Gelegenheiten einsetzen.
Aufbau des Heftes
Das Heft beginnt mit einem Impressum, in dem sich bibliographische Angaben finden lassen. Es folgt das Inhaltsverzeichnis, in dem alle inhaltlichen Schwerpunkte aufgelistet werden. Die Seiten des Heftes beinhalten Fotos und Texte, die aufeinander abgestimmt sind. Begonnen wird mit der Einleitung, in der die Autorin ihre Motivationen zum Verfassen des Werkes darlegt und erste Impulse für die Auseinandersetzung mit der Thematik gibt. Im Folgenden werden umfassende Informationen über die Tiere gegeben, die von ihren Eigenschaften als Nutztier, ihre Sinne und Ausdrucksweisen über die verschiedenen Rassen und deren Haltung hin zur Kommunikation mit Menschen reichen. Auch Hinweise zur Beweidung mit Ziegen, ihrem Fressverhalten und zur Haltung der Tiere in aller Welt werden gegeben. Im zweiten Teil des Heftes lassen sich Zugänge aus anderen Bereichen erkennen. So wird beispielsweise ein biblischer Impuls gesetzt, in dem die Rolle der Ziege als Haustier thematisiert wird. Zudem werden Möglichkeiten aufgezeigt, die Begegnung mit den Tieren zu suchen. Dazu zählt neben dem Ziegentrekking auch der Besuch eines Streichelgeheges. Einen weiteren Punkt markieren die tiergestützten Interventionen mit Ziegen sowie die methodischen Zugänge zum Thema Ziege. Bei letzterem werden außerschulische Aktivitäten wie Ziegen-Yoga, Ziegen-Wanderungen oder die Übernachtung in einem Zelt auf einer Ziegenweide vorgeschlagen. Auch auf Volkserzählungen, Märchen und Lieder zum Thema wird hingewiesen und dargestellt, wie Lehrkräfte die Auseinandersetzung mit den Medien zielgerichtet fördern können. Zudem offeriert das Heft unterschiedliche Spiele und Arbeitsmaterialien für Kinder. Hier treten verstärkt Zeichnungen und andere Abbildungen auf, die beispielsweise das Spielfeld illustrieren sollen.
Reflexion
Insgesamt besticht das Heft durch seine ansprechende und qualitativ hochwertige Bebilderung sowie den hohen Informationsgehalt der Texte und Materialien. Hinzu kommt ein übersichtliches Layout, dass jedoch bezüglich seiner Einheitlichkeit noch ausbaufähig ist. Auch die inhaltliche Struktur offenbart einige Schwächen, die durch weitere Zusammenfassungen behoben werden können.
Die Texte sind außerordentlich umfangreich, informativ und enthalten vielfältige Aussagen über das Thema Ziegen. Die grundlegenden Erläuterungen zu Rassen und Haltungsformen dürften vor allem für die Lehrkräfte im Regelunterricht von besonderem Interesse sein. Durch die plakativen Beschreibungen und einfachen Formulierungen lassen sich die Texte gut lesen und bei Bedarf gut für die Schüler umformulieren. Auch zum Vorlesen in jüngeren Lerngruppen sind die Texte in vereinfachter Form gut geeignet. Die ansprechenden und qualitativ hochwertigen Fotos können im Unterricht gezeigt werden und illustrieren das Gelesene zusätzlich. Auf Grundlage der umfangreichen Materialien bietet es sich darüber hinaus an, ein Projekt zu konzipieren, das sowohl als klassische Projektwoche als auch als längeres Unterrichtsprojekt, als nachmittägliche Arbeitsgemeinschaft oder im Rahmen des Ganztagsunterrichts eingesetzt werden kann. Die Schwerpunkte sind anhand der Überschriften gut wählbar und nach den curricularen Vorgaben sowie den individuellen Interessen der Lerngruppe anpassbar.
Zudem beinhaltet das Heft Informationen über die Kommunikation zwischen Mensch und Tier sowie zu Gelegenheiten der Begegnung mit den Ziegen. Diese sind für außerschulische Bildungsträger interessant und liefern spannende Ideen zur Umsetzung für die pädagogischen Kräfte. Besonders das Ziegentrekking und der Ziegentrail sind praktisch gelungene Beispiele, die sich gut umsetzen lassen. Auch die tiergestützte Intervention gewinnt mit Blick auf die zunehmende Diversität unserer Gesellschaft und dem Umgang mit verschiedenen Förderbedarfen an Bildungseinrichtungen eine immer größere Bedeutung. Die Erläuterungen auf diesen Seiten sind zielführend formuliert und unterstützen die Interessierten bei der Konzeption solcher Angebote.
Besondere Beachtung muss der letzte Teil des Heftes erfahren, der sich mithilfe von Predigten, Volkserzählungen, Reimen und anderen Spielen an die Ziege als Lerninhalt annähert. Während sich die erstgenannten Zugänge vordergründig für die Sekundarstufe I eignen, sind die Reime, Lieder und Spiele eher für jüngere Lernende gedacht. Inwieweit sie jedoch nutzbar gemacht werden können und einen echten Beitrag zum Lernen mit den Tieren zeigen, kann aufgrund mangelnder persönlicher Erfahrung nicht abschließend beurteilt werden. Auch die methodischen Impulse, die auf den letzten Seiten aufgezeigt werden, sind zwar spannend – insbesondere Ziegenhöfe als außerschulische Lernorte, Ziegen-Wanderungen oder Ziegen-Safari – weitere jedoch, zu denen neben Ziegen-Yoga, Ziegen-Nächte (Übernachtungen bei Ziegen) oder Ziegen-Malen zählen, wirken eher merkwürdig und scheinen eher weniger für Schülergruppen geeignet.
Abschließend kann gesagt werden, dass sich das Heft sehr gut für Lehrkräfte und pädagogische Mitarbeiter sowie außerschulische Bildungsträger eignet, die in die Arbeit mit Ziegen einsteigen wollen. Im Heft werden umfassende und exzellent recherchierte Berichte und Informationen „aus erster Hand“ angeboten, die sich gut in formellen wie informellen Settings anwenden lassen. Besonders gelungen sind neben dem fachlichen Input die Querverweise in andere Disziplinen wie den Religions- oder Deutschunterricht. Wünschenswert wäre für eine unterrichtliche Einbettung eine etwas stärkere Rückbindung an die Lehrpläne der Bundesländer, damit dieses leichter gelingt. Dem Booklet gelingt es hervorragend einzulösen was es verspricht, auf unterhaltsame Weise, Wissenswertes über Ziegen sowie kreative Anregungen zum Einsatz dieser Tiere im pädagogischen, sozialen und therapeutischen Rahmen aufzuzeigen.
[1]Im Weiteren wird zur Vereinfachung das generische Maskulinum genutzt.
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