Bauernhof im Schwitzkasten
Das Sachbuch „Bauernhof im Schwitzkasten: Klimawandel, Trockenheit und weitere Herausforderungen für die Landwirtschaft. Nachdenkliche Worte eines (Bio-)Bauern“ ist erstmalig im Selbstverlag des Autors dem Klosterhofs-Verlag erschienen. Es setzt sich im Kern mit den aktuellen Problemstellungen in der Landwirtschaft auseinander, die neben Fragestellungen zur Ernährung und Ernährungssicherheit, über Fragen der Nachhaltigkeit und des Klimaschutzes bis hin zur Wolfsproblematik aufgreift. Es ist daher ein Buch, dass sich für die an Landwirtschaft interessierte Öffentlichkeit wendet. Für den Kontext Schule und Bildung könnten daraus zentrale und authentische Argumentationsansätze generiert werden, die sich im Unterricht ab Klassenstufe 9/10 bis hin in die berufsbildende Schule oder Erwachsenenbildung nützlich erweisen können. Daher empfiehlt es sich auch zur Anschaffung in die Bibliothek für Lehrkräfte in Schulen oder zum privaten Kauf.
Lernziele und Kompetenzen
Wird das Sachbuch zum Ausgangspunkt für didaktisch-methodische Überlegungen in Bildungskontexten, so lassen sich zahlreiche Schwerpunkte ausmachen, die in den Lehr-Lern-Settings umgesetzt werden könnten und gleichzeitig entsprechende curriculare Inhalte abdecken. Dazu zählen die Inhalte zur Ernährungssicherheit und zu unterschiedlichen Ernährungsformen wie Veganismus, zum Klimawandel und dem Umgang mit klimatischen Veränderungen in der Landwirtschaft sowie die mehrperspektivische Betrachtung des Themas Nachhaltigkeit auf Basis des Nachhaltigkeitsvierecks (Ökonomie, Ökologie, Soziales, Politik). Diese greift das kleine Sachbuch umfassend auf und liefert detailliertes und authentisches „Insiderwissen“ zu den einzelnen Aspekten. Ferner bietet es so Anlass zum Einstieg in eine tiefere Diskussion, die sowohl mit der Einladung eines Experten oder einer Expertin in die Schule sowie im Rahmen eines Besuches des landwirtschaftlichen Betriebes einhergehen kann. Wie der Titel bereits transparent macht, wird die Perspektive der ökologischen Landwirtschaft eingenommen.
Aufbau und Analyse des Buches
Das kleine Sachbuch kommt im handlichen Softcovereinband daher und behandelt die dargestellten Schwerpunkte auf insgesamt 57 Seiten. Im Einband befindet sich das Impressum, die erste Seite zeigt den Autor und seine Partnerin sowie seine Tiere. Es folgt eine zweiseitige Vorrede, in der die Intention des Werkes wiedergegeben wird. Daran schließt sich das Inhaltsverzeichnis an, das ohne eine Gliederung auskommt. Die einzelnen Themen sind von unterschiedlichem Umfang. Während einige Aspekte ausführlicher und breiter diskutiert werden, wozu beispielsweise die Nahrungsmittelverknappung, die Nachhaltigkeit und die vegane Ernährung zählen oder die Problematik mit dem Wolf, werden andere Themen eher kürzer gehalten, darunter die Zukunft der Weidehaltung, die Digitalisierung oder die Darstellung der politischen Handlungsoptionen.
Auf den Seiten finden sich überwiegend Texte und Bilder aus dem eigenen Betrieb, welche die Ausführungen unterstützen sollen. Die Bildunterschriften sind kursiv gesetzt. Zudem gibt es Impulse von der Arbeit auf dem Kloster-Hof, dem Betrieb des Autors, die in gelb unterlegt sind und sich optisch von den übrigen Seiten abheben.
Am Ende des Sachbuches werden der Autor und sein Betrieb ausführlich vorgestellt. Weitere Bilder illustrieren hier ebenfalls zusätzlich.
Reflexion
Insgesamt überzeugt das Sachbuch. Es liefert wie im Titel versprochen Impulse, die zur vertiefenden Diskussion anregen. Vor allem die authentischen Berichte und Worte „aus erster Hand“ sind für Personen, die keine direkten Berührungspunkte mit der Thematik besitzen, interessant. Unterstützt werden die Ausführungen von einer reichen und ansprechenden Bebilderung.
Die Texte nehmen den Großteil der Seiten ein. Sie sind von angenehmer Größe und so auch für Lesende, die entsprechende Einschränkungen haben, gut zu sehen. Häufig gibt es Absätze, die logisch gewählt sind und das sinnentnehmende Lesen unterstützen. Die Texte der gelb unterlegten Seiten sind von der Schriftart etwas kleiner, was angeglichen werden sollte. Inhaltlich sind die Texte auf einem angemessenen sprachlichen Niveau und auch für Laien gut verständlich, da kaum agrarwissenschaftliche Fachbegriffe gebraucht werden. Gelegentlich werden Quellen genutzt, die noch etwas besser ausgewiesen werden sollten – beispielsweise durch einen entsprechenden wissenschaftlichen Quellenverweis auf den letzten Seiten. Hier gibt es standardisierte Vorgaben, wie beispielsweise den Harvard-Stil, der einfach und auch für wissenschaftlich Ungeübte leicht umzusetzen ist. Vor allem bei den Ausführungen zu Klimawandel und Nachhaltigkeit wären die Verweise auf die Quellen mehr als wünschenswert, um die Argumentationsstränge besser nachvollziehen und gegebenenfalls nachschlagen zu können. Wie bereits in den Ausführungen zu den Lernzielen und Kompetenzen angeführt wurde, sollte beim Einsatz in Lehr-Lern-Settings die Orientierung der Darstellungen an der ökologischen Landwirtschaft beachtet werden. Besonders deutlich wird das in den Erläuterungen zur Haltung von Hühnern (S. 16). Bei einigen der Aussagen, wie zum Beispiel in der Bildunterschrift: „Impressionen aus dem Leben der Klosterhof-Hühner – ein echtes Hühnerleben!“ wird suggeriert, dass nur die Hühner auf diesem Hof oder generell Hühner, die in dieser Weise gehalten werden, ein echtes Hühnerleben hätten. Gleiches gilt für die Darstellung der Anbauexperimenten von Sudangras (S. 19). Konventionell wirtschaftende Betriebe oder auch groß wirtschaftende Ökolandbaubetriebe haben zumeist nicht die finanziellen Spielräume oder Flächenkapazitäten derartige Anbauversuche durchzuführen. Hinzu kommt, dass häufig die abnehmenden Zwischenhändler für solche standortangepassten Feldfrüchte in ländlichen Räumen fehlen. Diese kleinen Beispiele zeigen, dass etwas globaler argumentiert werden könnte und dass teilweise ökonomisch-strukturelle Begebenheiten teilweise etwas zu kurz kommen. Beides wird jedoch bereits im Einstieg vorweggenommen und ausgeführt, dass eine umfassende Betrachtung der Problemstellungen aufgrund der vielfältigen Verflechtungen kaum möglich ist.
Soll das Sachbuch in Auszügen im Unterricht zum Einsatz kommen muss dennoch sorgfältig ausgewählt werden, um nicht in eine zu stark verallgemeinernde Haltung zu gelangen. Dies trifft auch auf die Bilder zu. Eine am Stundenziel ausgerichtete Auswahl, die auch eine kritische Prüfung beinhaltet, muss zwingend erfolgen. Dazu könnte die mehrperspektivische und gegenüberstellende Betrachtung der Sachverhalte sowie die Nennung von Quellen beitragen.
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