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Gute Herkunft

Wo ihr Fleisch herkommt, ist den Verbrauchern in Deutschland wichtig. Größtes Vertrauen genießen heimische Produkte. Auch international ist die Herkunftsbezeichnung "Made in Germany" beim Fleisch ein Zertifikat für Qualität.

  • Einmal angenommen, Sie hätten beim Einkauf die Wahl zwischen einem Stück Fleisch aus Deutschland und einem gleichen Stück Fleisch aus dem Ausland. Für welches würden Sie sich entscheiden oder wäre Ihnen das egal?


Deutschland spielt(e) in der Export-Oberliga mit

Die Europäer lieben deutsches Schweinefleisch. Mehr als drei Viertel wird in die EU-Länder exportiert; besonders viel nach Italien. Inzwischen nimmt jedoch die Nachfrage aus China rapide zu. 2020 hat das Land erstmals Italien als Hauptabnehmer überholt - bis ein Exportstopp wegen der Afrikanischen Schweinepest den Handel zusammenbrechen ließ.

Bislang gehörte Deutschland zu den Top-3-Ländern beim Export von Schweinefleisch. Der Weltmarktanteil lag bei mehr als 15 Prozent. Die Unterschiede zu den Spitzenreitern Spanien und USA waren marginal und lagen im Nachkommabereich. Gegenüber Dänemark und den Niederlanden betrug der Abstand fast sieben Prozent. Das bewies: Deutsches Schweinefleisch ist international geschätzt.

Beim Fleischexport insgesamt belegt Deutschland mit einem Marktanteil von knapp sieben Prozent den fünften Rang; hinter den Niederlanden. Die drei Spitzenplätze teilen sich die USA, Brasilien und Australien. Die USA exportieren fast doppelt so viel Fleisch wie Deutschland.

Fleisch aus Deutschland wird vor allem von älteren Zielgruppen bevorzugt
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↪ 87%: Lieber Fleisch aus Deutschland

Auch hierzulande wissen die Verbraucher die Qualität einheimischen Fleisches zu schätzen. 87 Prozent der Bevölkerung würden deutsches Fleisch der Importware vorziehen. Bei den Menschen jenseits der Fünfzig sind es sogar 91 Prozent. Fleisch aus Deutschland ist zu 90 Prozent besonders in Bayern begehrt. Fleisch aus dem Ausland wird bei den Befragten in Brandenburg, Mecklenburg- Vorpommern und Sachsen-Anhalt geschätzt - auf einem geringen Niveau von acht Prozent. In den anderen Bundesländern liegt das Interesse gerade mal bei einem Prozent oder sogar unterhalb der Messgrenze.

Beim Fleisch hat allenfalls das Einkommen Einfluss auf die Frage nach der Herkunft

Mit 92 Prozent kaufen vor allem Haushalte Fleisch aus Deutschland, die über ein monatliches Nettoeinkommen von mehr als 3.500 Euro verfügen. Wo weniger als 1.500 Euro im Monat zur Verfügung stehen, sind es immer noch 74 Prozent der Haushalte, die einheimisches Fleisch bevorzugen. Aber auch 19 Prozent der Befragten geben an, die Herkunft sei ihnen egal - mehr als drei Mal so viel wie bei den Spitzenverdienern.

Fast sechzig Kilo Fleisch verzehrt der Bundesbürger im Jahr - Tendenz abnehmend. Nach Schweinefleisch mit mehr als 34 Kilo ist es vor allem Geflügel mit knapp 14 Kilo. Der Rindund Kalbfleischverzehr bringt es gerade mal auf zehn Kilo pro Jahr in der bundesdeutschen Bevölkerung.

"Eine nachhaltigere und tiergerechtere Landwirtschaft ist unumgänglich"

Dörte Elß, Vorstand Verbraucherzentrale Berlin

Die vorliegende Umfrage zeigt, doerte elssdass Verbraucher und Verbraucherinnen heute bewusster konsumieren und sich immer mehr damit beschäftigen, woher ihre Lebensmittel kommen. Mit dem Einkauf des heimischen Fleischs wollen sie sowohl die heimischen Betriebe als auch regionale Wertschöpfungskreisläufe fördern. Dies wird wahrscheinlich in Zukunft noch verstärkt. Nicht nur die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass funktionierende Versorgungsstrukturen innerhalb eines Landes wichtig sind.

Die Zukunft der Landwirtschaft und damit auch der Lebensmittelproduktion wird einigen Wandel mit sich bringen. Nährstoffüberschüsse, Artenrückgang, Klimawandel und Tierwohl sind einige der Probleme, für die Lösungen gefunden werden müssen.

Eine nachhaltigere und tiergerechtere Landwirtschaft ist unumgänglich, um auch in Zukunft eine gute Versorgung der Bevölkerung gewährleisten zu können. Der Pflanzenbau sollte Umwelt und Naturschutz in Einklang bringen und gleichzeitig widerstandsfähig gegenüber Wetterereignissen sein. Die Tierhaltung muss insgesamt tiergerechter und für den Verbraucher transparenter, zum Beispiel über ein staatliches Tierwohllabel, gekennzeichnet werden. Dafür bedarf es neben Innovationen auch bewährter Techniken und Methoden, wie sie heutzutage zum Beispiel im Bio-Landbau schon angewendet werden.

Die EU-Agrarpolitik muss gezielt dafür eingesetzt werden, nachhaltige und tiergerechte Produktionsweisen zu fördern, denn nur so können Ressourcen langfristig genutzt werden. Die Initiierung und Stärkung regionaler Wertschöpfungskreisläufe fördert einerseits den für die Landwirtschaft wichtigen ländlichen Raum und führt gleichzeitig dazu, dass der Verbraucherwunsch nach regionalen Lebensmitteln erfüllt werden kann. Bei alldem ist es besonders wichtig, dass verlässliche gesetzliche Regelungen zur Kennzeichnung regionaler Lebensmittel entstehen, denn nur so können Verbraucher und Verbraucherinnen mit einer bewussten Kaufentscheidung diesen Wandel auch unterstützen.

  • Und einmal angenommen, das Stück Fleisch aus dem Ausland kostet Sie 5 Euro. Wie teuer dürfte das Fleisch aus Deutschland dann sein, sodass Sie es gerade noch kaufen?

Bei einem Angebotspreis von 5 Euro für ausländisches Fleisch liegt die maximale Zahlungsbereitschaft für deutsches Fleisch bei...

Für deutsches Fleisch wird gerne mehr Geld ausgegeben

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↪ 21%: Fleisch aus Deutschland dürfte bis zu sechs Euro teurer sein

Acht von zehn Befragten, die Fleisch aus Deutschland bevorzugen, würden dafür auch mehr Geld ausgeben. Durchschnittlich 8,71 Euro würden sich die Verbraucher ein Stück deutsches Fleisch kosten lassen, wenn ein vergleichbares Produkt aus dem Ausland fünf Euro kosten würde.

Senioren über sechzig Jahre würden im Durchschnitt drei Euro mehr und damit maximal 8,05 Euro bezahlen, während junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren die höchste Zahlungsbereitschaft haben. Sie würden für durchschnittlich 9,33 Euro ein Stück Fleisch aus heimischer Produktion kaufen. Ähnlich viel, 9,27 Euro, wären Befragte aus der Altersgruppe zwischen 40 und 49 Jahren bereit zu zahlen.

Mit dem Bildungsstand steigt auch die Zahlungsbereitschaft. Mit 8,86 Euro für ein Stück Fleisch aus Deutschland ist sie bei Menschen mit Abitur und Studium am höchsten. Beim monatlich verfügbaren Haushaltsnettoeinkommen gibt es diese Tendenz nicht. Hier sind zwar die Haushalte mit mehr als 3.500 Euro Monatseinkommen bereit, bis zu 4,02 Euro mehr zu bezahlen. Aber auch die Haushalte, denen maximal nur 1.500 Euro monatlich zur Verfügung stehen, wären immer noch bereit, 3,82 Euro draufzulegen.

Die Menschen mit der höchsten Zahlungsbereitschaft für einheimisches Fleisch leben in Sachsen und Thüringen. Dort ist man bereit, 9,38 Euro auszugeben - beinahe das Doppelte gegenüber importiertem Fleisch. Auch in Bayern liegt die Zahlungsbereitschaft mit 9,08 Euro deutlich über dem Durchschnitt. In allen anderen Bundesländern sind die Menschen nicht bereit, derart tief in die Tasche zu greifen. Am geringsten ist die Zahlungsbereitschaft in Baden- Württemberg, wo die Befragten 8,32 Euro ausgeben würden. Aber auch damit wäre ihnen ein Stück einheimisches Fleisch immer noch 3,32 Euro mehr wert als ausländische Ware.

"Preise für Fleisch- und Wurstwaren müssen mittel- bis langfristig steigen"

Sarah Dhem, Fleischermeisterin und Präsidentin Bundesverband der Deutschen Fleischwarenindustrie e.V.
Sarah Dhem

Qualitative Eigenschaften von Fleisch lassen sich nicht für ein gesamtes Land treffen und laufen dem Gedanken eines Binnenmarktes zutiefst zuwider, eine Abgrenzung innerhalb der EU ist aus hygienischen und gesundheitlichen Eigenschaften in keiner Weise begründbar. Unabhängig vom Wunsch vieler Verbraucher nach regionalen Produkten, dem wir selbstverständlich auch in der Lebensmittelindustrie gerne nachkommen: Es muss unsere gemeinsame Aufgabe sein, uns deutlich gegen eine aufkommende „Re-Nationalisierung“ der Märkte und einen Protektionismus auszusprechen, die den Wohlstand und den Zusammenhalt in Europa gefährden. Wir importieren innerhalb der EU und wir exportieren noch viel mehr. Die Landwirtschaft in Deutschland hatte durch diese Entwicklung starke Wachstumsmöglichkeiten in den letzten Jahren. Das sollten wir bei allen guten Gedanken zu den Themen Regionalität und kurzen Wegen nicht plötzlich vergessen.

Generell bin ich der festen Überzeugung, dass Preise für Fleischund Wurstwaren mittel- bis langfristig steigen müssen. Nur so können wir über die Landwirtschaft bis hin zur Verarbeitungsbranche im Hinblick auf Anforderungen an unsere Umwelt, das Wohl unserer Nutztiere und unsere Mitarbeiter nachhaltig erfolgreich arbeiten. Wir müssen gemeinsam viele Aufgaben angehen, das geht weder in Deutschland noch in Europa zu Schleuderpreisen. Also gilt es, die Wertigkeit für unsere Produkte in der Gesellschaft wieder voranzubringen – ohne daraus ein Luxusgut zu kreieren.

Es wird eine Gratwanderung in den nächsten Jahren, eine ausgewogene Ernährung auch mit Fleisch- und Wurstwaren in Einklang zu bringen mit unseren Ressourcen und unseren Ansprüchen. Was das angeht machen Ihre Umfrageergebnisse definitiv Mut! Zeigen sie doch, dass die Befragten in fast allen Fällen bereit sind, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben.

"Hohe Produktqualität und transparente Partnerschaft honorieren unsere Kunden"

Friedhelm Dornseifer, Selbstständiger Lebensmittelkaufmann und Präsident Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V.
Friedhelm Dornseifer

Neben dem Geschmack spielt Regionalität für die Lebensmittelwertschätzung der Verbraucher eine große Rolle. Für regionale Produkte zahlen sie gern einen Mehrpreis, weil die kurze Lieferkette transparent ist und weil sie sich mit den Erzeugern von nebenan emotional verbunden fühlen.

Als Lebensmittelkaufmann pflege ich mit vielen Bauern aus unserer Region seit Jahren gute und vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen. Sie erscheinen regelmäßig mit ihren Produkten in unseren Handzetteln. Neben der hohen Produktqualität ist es diese transparente Partnerschaft, die unsere Kunden honorieren. Solche regionalen Wertschöpfungskooperationen sind eine gute Möglichkeit, dass unsere Bauern auch in Zukunft als freie Unternehmer in einer wettbewerbsfähigen Landwirtschaft rentabel arbeiten können.

Bildquellen

Fleisch-Weltkartel: adobeStock_© freshidea
Europa-Fahnen: AdobeStock_© artfocus
Dörte Elß: Thorsten Greb
Einkauf: AdobeStock_© Robert Kneschke
Sarah Dhem: Timo Lutz Werbefotografie
Friedhelm Dornseifer: BVLH Wagenzik