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EinSichten in die Tierhaltung

EinSichten in die Tierhaltung

Schlehbaumhof - Schweinehaltung in Mobilställen

Familie Sachteleben-Zeidler

Gemeinsam packen sie auf dem Hof mit an: Peer und Anna mit den Kindern Tammo und Ove

Fotograf: Ver Ohrdes

«Bei der klassischen Freilandhaltung leidet der Boden zu sehr. Deshalb versetzen wir unsere Ställe regelmäßig.»

Peer Sachteleben

Der Hof der Familie Zentgraf liegt im Zentrum des Ortes Batten, unweit des Naturparks Hessische Rhön. Matthias und Petra Zentgraf halten auf ihrem Nebenerwerbsbetrieb Schweine in Außenhaltung, betreiben Ackerbau, bauen Gemüse und Kartoff eln an. Die erzeugten Waren werden in der Selbst-bedienungshütte direkt vor Ort zum Kauf angeboten.

Kurvige Straßen führen zum Betrieb der Familie Zentgraf in HildersBatten.
500 Höhenmeter muss man überwinden, bis man die Selbst-bedienungshütte mitten im Ort Batten entdeckt. Direkt an einer Hauptverkehrsstraße liegt die begehbare Hütte, in der die Waren vom Hof Zentgraf zum Kauf angeboten werden. Zucchinis, Salate, Kartoff eln und verschiedene Wurstsorten sind hier zu finden.

Auf dem Haus der Familie prangt ein beeindruckendes Familien-wappen. „Seit 1735“ steht darunter geschrieben, was auf eine nahezu 300jährige Bewirtschaftung dieses Betriebes weist. Die direkte Lage im Ort ist zwar für die Direkt-vermarktung vorteilhaft, aber für die Haltung von Tieren nachteilig, weshalb sich die Familie entschied, ihre Schweine auf einer anderen Fläche außerhalb des Ortes zu halten. 250 Meter liegen zwischen dem Schweinestall und der ursprünglichen Hofstelle.

Allgemein sind Matthias Zentgraf und seiner Frau Petra kurze Wege sehr wichtig. Die Schweine werden mit einem Anhänger von ihnen selbst zum Schlachter im Nachbarort gefahren. Dort wird das Fleisch auch weiterverarbeitet. Die Wurstwaren kommen zum Verkauf in den Hofladen, Frischfleisch und Wurst werden direkt anfünf Gastronomiebetriebe im Umkreis geliefert. Zusätzlich werden drei Supermärkte mit Kartoffeln, Gemüse und Fleisch beliefert. Im nahegelegenen Ort Hilders wohnen viele ihrer Kunden, die die Herkunft der Waren direkt vom Hof sehr schätzen.

Fakten zum Betrieb

49086 Osnabrück, Niedersachsen

  • Schweine im geschlossenen System
  • Mobilställe
  • Direktvermarktung über Hofladen
  • Obst und Gemüseanbau
  • 12 Sauen
  • 150 Mastschweine

«Wir möchten nichts wegwerfen. Alles soll verwertet werden. Vom Ringelschwanz bis zu den Ohren.»

Anna Zeidler

Das Angebot im Hofladen wird durch Gemüse und Kartoff eln vom eigenen Acker ergänzt: Salate, Kohlrabi und diverse weitere Gemüsesorten liegen in den Auslagen der SBHütte. In der Region gibt es nur wenige Betriebe mit Schweinehaltung und Kartoffelanbau. An den Hängen der Rhön ist die Bearbeitung der Felder schwierig, weshalb es hier viele Dauergrünlandflächen und Milchviehbetriebe gibt. Zentgrafs sind da die Ausnahme. Sie nehmen den Mehraufwand des steilen, steinigen Bodens in Kauf, um die schmackhafte „Rhöner Kartoffel“ zu ernten. Laut Matthias Zentgraf lohnt es sich, denn das Gemüse und die Kartoffeln bekommen auf den fruchtbaren Böden der Rhön einen besonderen Geschmack.

Der Betrieb wird im Nebenerwerb geführt. Petra Zentgraf arbeitet halbtags als Sekretärin in einer Schule, Matthias ist EDV-Spezialist. Beide kümmern sich, neben ihren Berufen, um die Haltung der Schweine, den Ackerbau und den Anbau des Gemüses. Aber auch die Mutter von Matthias und die drei Kinder sind in die Erzeugung der Lebensmittel eingebunden. Zu Erntezeiten packen alle mit an oder vertreten die beiden in Urlaubszeiten. Ob der Betrieb von ihren Kindern weitergeführt wird, wissen die Zentgrafs nicht. Auch Matthias Zentgraf hat sich erst spät entschieden, den Hof zu übernehmen. Mit 35 wurde ihm klar, dass der Betrieb sonst keine Zukunft haben würde. Gemeinsam mit seiner Frau hat er 2007 die neue Ausrichtung des Betriebes gestaltet. Da es schon immer Schweine auf dem Betrieb gab, entschieden sie sich, sie auch weiterhin zu halten. Jedoch sollte die Haltung verändert werden; der Betrieb sollte aber weiterhin konventionell geführt werden. So entschieden sie sich, außerhalb des Ortes, unweit des Stammgebäudes, einen Stall zu bauen, in dem bis zu 60 Schweine Platz  finden können. Erst wurde das Gebäude errichtet, 2016 kam der Auslauf dazu. Ganz neu ist der „Begegnungsauslauf“, in dem sich Besucher*innen und Schweine hautnah begegnen können.

Der Stall ist in vier Abteile eingeteilt, in denen jeweils eine feste Gruppe eingestallt wird. In der hintersten Bucht sind die jüngsten, in der vordersten die ältesten Tiere untergebracht. Die Schweine können zwischen einem Bereich im Stall und dem überdachten Auslauf wählen. Bei Wärme ziehen sie sich gerne in den kühleren Stall zurück. Im angrenzenden Auslauf können sich die Schweine suhlen, Grünes fressen und schnüffeln. Matthias Zentgraf lässt sie stundenweise hier hin, wenn er Arbeiten am Stall verrichtet, ausmistet oder Besucher*innen vor Ort sind.


Der Auslauf dient auch der Begegnung zwischen Besucher*innen und Schweinen. Während sie sich in den Ställen aufdringlich und territorial verhalten, sind sie im Auslauf friedlich und zutraulich. Für Beobachtungen ist im Stall eine Empore installiert, über die man die Tiere von oben betrachten kann. Matthias´ Onkel Werner hat sie gemeinsam mit Petra und Matthias entworfen und gebaut. Der 82Jährige hilft viel und gerne bei den täglichen Arbeiten im Stall und auf dem Acker.

Die Ferkel bekommt Matthias Zentgraf von einem befreundeten, fränkischen Betrieb. Duroc und Pietrain sind die Rassen, die hier gehalten werden. Die Tiere bleiben ein halbes Jahr bis sie 160 kg Lebendgewicht erreicht haben und geschlachtet werden können. Matthias Zentgraf bringt die Schweine persönlich zum Schlachter und holt anschließend die Waren wieder ab. Das Futter für die Tiere wird von Zentgrafs selbst hergestellt. Dabei verzichten sie auf importiertes Soja und integrieren stattdessen Rapsextraktionsschrot. Geschrotet und gemischt wird das Futter auf der Hofstelle im Ort und dann zum Stall transportiert.

Zentgrafs streuen ihre Ställe überwiegend mit Heu ein, da es in dieser Grünlandregion mehr Heu als Stroh gibt. Entmistet wird zum Teil von Hand, aber auch mit dem Frontlader. Der Mist wird auf den angrenzenden Flächen verteilt, worauf das Gemüse und die Kartoffeln gedeihen. Dieser Kreislauf der Nährstoffe ist Zentgrafs sehr wichtig.
Zentgrafs halten stetigen Kontakt zu ihren Kunden. Sie bieten regelmäßig Führungen an und sind Partnerbetrieb im Netzwerk „Bauernhof als Klassenzimmer“ und bei einem Touristikanbieter.


«Wir denken ganzheitlich. Das bedeutet, dass wir der Natur nicht nur was entnehmen wollen, sondern auch etwas zurückgeben. Deshalb gestalten wir das Hofumfeld so natürlich wie möglich.»

Anna Zeidler